Die Zinsentwicklung steigt auch in der Schweiz. Dies wirkt sich natürlich auch auf Baufinanzierungen aus. Demgegenüber stehen eine äußerst stabile Wirtschaft und steigende Kaufpreise. „Wesentlich ist aber, dass in der Schweiz die Inflationsrate – zumindest im europäischen Vergleich – weiterhin auf einem niedrigen Niveau liegt“, meint Michael Bauer von der Gallus Immobilien Gruppe.

Gallus Immobilien Gruppe: Inflation steigt moderat

Die Inflation ist inzwischen auch in der Schweiz angekommen. Sie ist allerdings immer noch auf einem deutlich niedrigeren Niveau als beispielsweise in Deutschland, der Eurozone und den USA, in denen die Bürger mit Teuerungsraten von sieben Prozent kämpfen. Zuletzt stieg sie in der Schweiz um mehr als zwei Prozent. Als wichtigen Grund nennen Experten die Verteuerung von Rohstoffen, insbesondere ausgelöst durch die Ukraine-Krise. Auch haben deren Notenbanken sehr viel Kapital in den Markt gepumpt, als abzusehen war, dass die Covid-19-Maßnahmen zu erheblichen Einbußen in der Wirtschaft führen werden.

Geschicktes Handeln der Schweizer Nationalbank (SNB)

Die Schweizer Nationalbank (SNB) spielte hier eine andere Rolle und hat in hohem Umfang internationale Anleihen aufgekauft. Dies vor dem Hintergrund, den Schweizer Franken aufgrund des Exports nicht zu stark werden zu lassen. Mit diesem Fremdwährungsgeschäft hat die SNB erhebliche Gewinne erwirtschaftet. „Soll heißen: während die Deutsche Bundesbank in 2020 und 2021 ‚Nullrunden‘ fuhr, konnte die SNB in 2021 einen Gewinn von 26,3 Mrd. Franken erwirtschaften. Im Jahr zuvor waren es auch schon 20,9 Mrd. Franken“, so der Gallus Gründer.

Gewinne, mit denen die Folgen der Corona-Krise abgefedert werden konnten. Das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (vergleichbar dem Bundeswirtschaftsministerium) geht daher von einer Erhöhung der Konsumentenpreise in der Schweiz für 2022 von 2,5 % aus. In gleicher Höhe erwartet es die Steigerung der Wirtschaft.

Lauterbrunnen in den Schweizer Alpen

Lauterbrunnen in den Schweizer Alpen

Gallus Immobilien Gruppe: Zinsen verteuern sich – aber vertretbar

Vor diesem Hintergrund verteuern sich Baufinanzierungen zwar auch in der Schweiz, aber moderat und vertretbar. So sind durch die Rückkehr der Inflation die Zinsen ebenfalls gestiegen. Im langfristigen Bereich stieg eine 10-jährige Festhypothek im Schnitt über alle Anbieter von 1,25 Prozent im Juli 2021 auf etwa 2,7 Prozent im Juli 2022. Kurzfristige Finanzierungen verteuerten sich ebenfalls. Tiefe Zinsen sind dabei zweifellos ein wichtiger Treiber für Immobilienpreise, da dadurch Immobilienfinanzierungen günstig sind, während gleichzeitig Anlagealternativen fehlen. Dies gilt auch für die Schweiz.

Verbraucherschützer haben hierbei möglichen Zinssteigerungen schon jetzt vorgegriffen, denn in der Schweiz gilt die sogenannte Tragbarkeitsklausel. Verlangt wird beispielsweise ein hoher Eigenkaptalanteil und es wird unterstellt, dass die Zinsbelastung bei rund fünf Prozent liegt. Der hierdurch ermittelte Wert darf dabei 30 Prozent des Bruttoeinkommens nicht übersteigen. Zudem werden erhöhte Anforderungen an die Tilgung des Darlehens gestellt. Mit diesem Schutzmechanismus will man Überschuldungen vorbeugen, sollten die Zinsen deutlich steigen und die Belastung für die Haushalte zu groß werden.

Dem Boom in der Immobilienbranche hat dies keinen Abbruch beschert. Unabhängig davon wird es für die weitere Entwicklung am Immobilienmarkt wichtig sein, wie es mit den Zinsen weitergeht. Doch während beispielsweise in Deutschland viele Bürger preistreibend aus dem Euro in Immobilien „fliehen“, spielt dieser Aspekt – in Anbetracht der Stabilität des Franken – in der Schweiz nahezu keine Rolle. „Die Nachfrage ist ausschließlich ausgelöst durch den Wunsch vieler Bürger, die eigenen Wohnverhältnisse zu verbessern und da dem kein ausreichendes Angebot gegenübersteht, steigen auch in der Schweiz die Preise. Aber eben moderat zwischen 4-5 % pro Jahr“, so der Vorstand in der Gallus Immobilien Gruppe.